18. April 2018, 18 Uhr
Dr. Regina Câmara
Institut für Kunstgeschichte, Seminarraum 1
Universitätscampus Hof 9, Garnisongasse 13, 1090 Wien
Die Kritik am architektonischen Ornament war maßgeblich für die Entstehung der
modernen Architektur. Wenige Jahre bevor Adolf Loos von “Ornament und Verbrechen” sprach und eine Gestaltung der Bauten gemäß ihrer Funktionalität einforderte, proklamierte Kuba seine Unabhängigkeit von Spanien (1902), was eine rege, Havanna stark prägende Bautätigkeit nach sich zog. Loos’ Kritik hatte auch einen sozialkritischen und politischen Hintergrund; für ihn war das Ornament mit der Habsburgermonarchie und unwürdigen Arbeitsbedingungen verbunden. Die Architekten in Kuba griffen die
Debatten zum architektonischen Ornament auf und entwickelten eine spezifische Sichtweise. Inwiefern erlaubt der lateinamerikanisch-kubanische Blick auf das Ornament zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine Neubewertung des architektonischen Ornaments, gerade auch aus gesellschaftspolitischer Hinsicht?